Wiener Rathaus Arkadenhof

Das allseits in steinsichtige Fassaden gehüllte Wiener Rathaus wird in seinem Inneren von sieben Höfen belichtet. An zentraler Position liegt der Arkadenhof, der den Baukörper zwischen Friedrich-Schmidt-Platz und Rathausplatz in Längsachse erschließt. Die Querachse bilden die mittig angegliederten Innenhöfe 3 und 4. Um den Bürgerstolz der Stadt Wien als Bauherr zu verdeutlichen, wurde das Bauwerk unter der Leitung von Steinmetzmeister und Oberbaurat Friedrich Schmidt von 1872 bis 1883 im neogotischen Stil errichtet. Damit zitiert Schmidt nach dem Prinzip der „sprechenden Architektur“ die Formensprache von historischen Vorbildern wie dem gotischen Rathaus in Brüssel.

Dichte Kalksteine wurden für Säulen, Gesimse oder Kapitelle verwendet, aus weicheren Sedimenten fertigten die Bildhauer Zierelemente und Figuren. Das Rohmaterial dazu stammte aus verschiedenen Stein-brüchen im Umkreis von weniger als 70 Kilometern Entfernung. Das Wahrzeichen Wiens ist dadurch ein herausragendes Beispiel für das nachhaltige Bauen mit regionalen Natursteinen. Wie bei den Außenfassaden setzten die Bewitterung und die Luftverschmutzung auch den Steinen in den Innenhöfen stark zu. Im Rahmen der Generalsanierung des Arkadenhofes in zwei Bauabschnitten 2017–2018 und 2018–2019 wurde das abwechslungsreiche Farbenspiel der Natursteine zum Zeitpunkt der Errichtung der Fassade vor über 135 Jahren wieder zum Vorschein gebracht. Ebenso war die Wiederherstellung der verlorenen Formen und bildhauerischen Details ein Hauptziel der Maßnahmen. Dem Masterplan der Sanierung folgend wurden die Wandflächen der Höfe schonend gereinigt und Fehlstellen der Bauzier behutsam ergänzt oder rekonstruiert. Als Ersatz für stark geschädigte Werkstücke aus weichem Zogelsdorfer Stein kommt der widerstandsfähigere St. Margarethener Kalksandstein zum Einsatz.

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